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Wir Alle stehen gerade unter Dauerstress - was jetzt helfen kann und wie wir unsere Gesundheit schüt

Seit Januar hören wir vom Coronavirus. Mit jeder Woche, jedem Tag und teilweise innerhalb von wenigen Stunden wurden und werden wir mit neuen Informationen über die Ausbreitung und möglichen Folgen von Covid-19 versorgt. Diese vorwiegend bedrohlich wirkenden Informationen (Zunahme Infizierter etc.) und die Bilder über die dramatischen Folgen (z.B. in Italien ) haben natürlich einen Einfluss auf unsere Psyche. Menschen, die in meine Praxis kommen, beschreiben sich „wie in einer fremden, fast surrealen Welt“ zu befinden, das Gefühl für die Zeit verloren zu haben, „sich wie in Watte" zu fühlen und einen inneren dauerhaften Alarmzustand wahrzunehmen.

Wir können alle beobachten, wie andere Menschen in Aktionismus verfallen und versuchen, damit ein scheinbares Gefühl von Kontrolle zu erfahren. Andere ignorieren, bagatellisieren oder verleugnen - alles Strategien der Bewältigung.

Für uns ALLE ist das ein andauerndes Ereignis von überwältigender Natur. Wir befinden uns in einem dauerhaften Stresszustand und es ist vorläufig kein Ende absehbar.

Dieser Dauerstress hat einen Einfluss auf den Körper und die Psyche

Wir kennen das schon: Viele Menschen werden in oder nach besonders stressigen Zeiten krank.

So wird z.B bei anhaltendem Stress die Immunabwehr beeinträchtigt und das kann zu einer höheren Infektanfälligkeit führen.

Auch psychisch kann Dauerstress dazu führen, dass wir innerlich im Alarmmodus stecken bleiben. Wir merken das daran, dass wir nicht mehr einfach in den Entspannungsmodus wechseln können. Das ist aber eine Voraussetzung für seelische und körperliche Gesundheit

Bitte merke: Dauerstress kann krank machen!

Als Therapeutin erlebe ich, dass es Menschen in Krisen hilft, wenn sie aktiv etwas tun können und den Zustand des Ausgeliefertseins (Hilflosigkeitsgefühl) verlassen können.

Ich habe ein paar Angebote aufgelistet, die helfen können, den dauerhaften Stressmodus zu unterbrechen und unsere körperliche und psychische Gesundheit zu stärken.

Als Therapeutin möchte ich sie ermutigen, ihre Gesundheit aktiv zu schützen.

Angebote zur Selbstfürsorge

1. Begrenzen sie ihre Zeit von Social Media und aktuellen Nachrichten

Erinnern sie sich daran, dass ständige Informationen das Nervensystem aktivieren und den Alarmzustand aufrechterhalten. Organisieren sie ihren Alltag um, so dass es zeitlich begrenzte Zeiten für social Media und Informationen aus dem Internet gibt. Vorschlag: Schauen sie nicht mehr als zweimal täglich nach aktuellen Informationen. Distanzieren sie sich von Live-Tickern und push up Nachrichten, diese können Ängste bis hin zur Panik auslösen.

2. Gönnen sie sich unbedingt Coronapausen.

Finden sie zu ihren normalen Verhaltensweisen zurück. Machen sie Tätigkeiten, die sie auch sonst zu Hause mochten und zur Entspannung genutzt haben, wie z.B. die Lieblingsserie schauen, etwas kochen, Musik hören. Führen sie Gespräche über andere Themen als Corona, Dinge die sie auch sonst beschäftigt haben.

3. Finden sie eine Tagesstruktur

Wenn sie feste Rituale finden, entsteht eine Art Grundordnung und Regelmässigkeit. Es gibt eine Verlässlichkeit, dass etwas immer wieder kehrt. Das gibt Sicherheit und das Nervensystem kann sich entspannen. Bsp. Feste Mahlzeiten, Sport o.ä. zur selben Zeit.

4. Machen sie Auszeiten! Ziehen sie sich einmal tgl. zurück an einen ruhigen bzw. möglichst ungestörten Ort. Bsp. Setzen sie sich aufrecht und bequem hin und spüren sie sich. Spüren sie ihren Atem. Fragen sie sich: Wie fühle ich mich? Atmen sie weiter tief ein und aus….

5. Sprechen sie über sich

Soziale Kontakte stärken uns. Sprechen sie mind. einmal täglich mit jemandem darüber, wie es ihnen geht, was sie fühlen und was sie brauchen. Hören sie auch dem anderen zu, was er/sie über sich erzählt. Je mehr wir uns verbunden fühlen, um so ruhiger wird unser Nervensystem.

6. Bewegen und beatmen sie sich

Bewegung und Atmung verhelfen dem Körper aus der Schock- und Angststarre und vermitteln dem Gehirn, dass keine Gefahr droht - das Nervensystem entspannt sich.

Auch in der Wohnung ist Bewegung möglich. Tanzen und Yoga sind Möglichkeiten, dabei tief ein und ausatmen.

7. Betreiben sie Schlafhygiene

Für einen erholsamen Schlaf müssen Körper und Psyche vorbereitet werden. So sollten die Tätigkeiten in den letzten Stunden vor dem Schlaf zunehmend ruhiger werden, so dass sich das Nervensystem beruhigen kann. Durch Rituale erinnert sich der Körper und stellt sich mehr und mehr darauf ein. Vermeiden sie in den letzten 2 Stunden vor der Nachtruhe News, Social Media etc.. Das Licht vom Handy/Laptop unterbindet ausserdem die Produktion des Schlafhormons. Steigen sie z.B eher wieder auf Bücher oder Zeitschriften um, hören sie Musik oder lassen den Tag mit einer Atemübung ausklingen. Auch der Bodyscan ist eine wirksame Methode, zur Ruhe zu finden.

8. Natur als Anker

Der Kontakt zur Natur hat einen großen Einfluss darauf, in welchem Zustand unser Nervensystem ist. Versuchen sie selbst in dem begrenzten Rahmen diese Verbindung nicht zu verlieren. Bsp: beobachten sie Vögel, das Spriessen der Knospen oder bepflanzen sie ihren Balkon oder das Fensterbrett oder einfach nur einen Topf mit Samen. Seien sie kreativ!

9. Helfen sie Anderen

Schon die sogenannte Glücksforschung hat bewiesen, dass uns sinnvolle Tätigkeiten mit Zufriedenheit erfüllen. Jetzt ist eine gute Zeit dafür. Viele Menschen leben allein und können Unterstützung brauchen. Zu helfen gibt uns das Gefühl, etwas zu bewegen/zu tun, wodurch unser Zustand von Ohnmacht und Kontrollverlust sich hin zu „Ich schaffe das“ verändern kann - eine wichtige Variable, um traumatische Ereignisse, wie diese Krise zu bewältigen

10. Hängen sie diese Liste sichtbar auf und schauen sie täglich, wie sie heute für sich sorgen können

Dies alles sind nur Angebote. Probieren sie aus, was zu ihnen passt und experimentieren sie. Seien sie kreativ und finden sie ihre Interventionen, um diese Zeit psychisch und körperlich gut zu überstehen.

Passen sie gut auf sich auf!

Judith Vogel Weissinger (Psychologische Psychotherapeutin)


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